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Weiterbauen am Dorf

Testplanung, Verdichtung im Zentrum, Zwischenraum, öffentlicher Raum, Hedingen.

 
 

Weiterbauen am Dorf

Testplanung Zentrum Hedingen

2020 - 2021

Die Siedlungsstruktur im historischen Kern von Hedingen kann als Haufen bezeichnet werden. Ungleich z.B. einem Strassendorf, haben Haufendörfer kein klar ordnungsgebendes Element. Die einzelnen Gebäude folgen keiner klaren Ordnung, sind aber nicht willkürlich gestellt. Sie stehen in Beziehung zueinander und spannen Räume auf. Durch Form und Stellung definieren sie gegen aussen den Strassenraum, mehrere Gebäude in Gruppen zusammengefasst formen gegen Innen eine gemeinsame Freifläche. Diese beiden charakteristischen Zwischenraumtypologien können in Hedingen an mehreren Stellen im Ortsbild beobachtet werden. Die offene Bauweise ermöglicht zudem Durchblicke und Verbindungen über Strassen und Höfe hinweg, was weitere Typologien von Zwischenräumen beschreiben lässt. Der öffentlich wahrnehmbare Raum zieht sich in die halbprivaten Innenhöfe hinein. Es entstehen diverse Abstufungen, Schwellen, zwischen öffentlich und privat.

Für das Zentrum von Hedingen sollen die dörflichen Charakteristiken der Zwischenraumtypologien und die Bebauungsstruktur der Nachbarschaften übernommen und in einer zeitgemässen Gestaltung umgesetzt werden. Gleichzeitig soll rücksichtsvoll auf bestehende Strukturen und Identitäten eingegangen und an ihnen weitergebaut werden. Dass nicht alle Grundstücksbesitzer im Perimeter an der Testplanung teilnehmen, muss als Glücksfall bezeichnet werden. Diese Bauten bilden Ankerpunkte in den ersten Etappen, sie sollen aber die Möglichkeit oder gar die Aufforderung erhalten, in einem späteren Zeitpunkt auf die neue Dorfentwicklung reagieren zu müssen. Für die Entwicklung des Zentrums von Hedingen sollen Räume, nicht Objekte definiert werden. Definiert werden die Zwischenraumtypologien über deren Art, Anzahl und Lage im Zentrum sowie deren Anzahl angrenzender Bauten. Über die Dimension der Zwischenräume und die Anzahl Bauten an den Zwischenräumen werden Aussagen zur kritischen Grösse der Gebäude (Körnigkeit) gemacht. Die genaue Positionierung, Dimensionierung und Gestaltung - die Architektur - der Bauten, ist aber zum jetzigen Zeitpunkt nicht relevant. Soziologisch betrachtet geht es auch darum die kritische Grösse der Gemeinschaft, der Nachbarschaft zu ermitteln; die Wohnung im Gebäude, das Gebäude in der Gruppe, die Gruppe im Quartier, das Quartier im Dorf, das Dorf in der Region, … Nachbarschaften sind identitätsstiftend zu gestalten, sie sollen Privatheit zulassen, aber anonymes Wohnen verunmöglichen.

 

Die Räume zwischen den Bauvolumen werden in äussere und innere Freiräume unterschieden. Äussere Freiräume sind Wegräume, sie entwickeln sich linear entlang einer Strasse, dehnen sich parallel zum Strassenverlauf aus und können sich örtlich zu Plätzen oder Vorplätzen verdichten. Sie sind öffentlich, Vorplätze und Fusswege können einen halböffentlichen Charakter aufweisen. Innere Freiräume beschreiben Orträume, sie sind punktförmig, dehnen sich radial vom Zentrum aus. Sie bewegen sich zwischen halbprivat und privat. Bauten stehen an der Überlagerung, der Schnittmenge zweier oder mehrerer Zwischenraumtypen. Jede Fassade definiert und bezieht sich gleichzeitig auf den Zwischenraum, an dem sie steht. Jedes Gebäude steht somit an mehreren inneren und äusseren Freiräumen, weist je nach Ausrichtung der Fassade verschiedene Bezüge auf. Werden die Gebäude im Bewusstsein der Beeinflussung des Freiraums, vom Freiraum her entworfen, entstehen aufeinander abgestimmte, raumwirksame Bauten. Es werden Räume definiert, nicht Regeln für singuläre Objekte. Durch klare Definition der angrenzenden Zwischenräume werden Objekte zu Häuser mit einem Gesicht.

 
 

gemeinsam mit Johannes Heine und Lena-Mailin Skibowski, USUS Landschaftsarchitektur AG und Martin Reich, STW AG für Raumplanung

Mehr Informationen unter Testplanung Zentrum

 
 
 
 
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