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Kita Mörschwil

Umbau KIR

 
 

Kita unter Chärn

offener Wettbewerb 2023

Nach der Ortseinfahrt von St. Gallen her, gelangt man in einer langgezogenen Rechtskurve zum Kirchplatz, wo die ortsbauliche Struktur des ehemaligen Strassendorfs noch heute spürbar ist. Der Kirchplatz markiert einen Hochpunkt im schwach, nach drei Seiten abfallenden Gelände. Zwei Linden und eine niedrige Mauer fassen den Platz, erlauben aber gleichzeitig die Durchsicht in die Landschaft. Diese qualitätsvolle räumliche Situation mit diversen öffentlichen Nutzungen bildet das Zentrum des Dorfes. Das historische Kerndorf befindet sich westlich der Kirche, innerhalb der Rechtskurve. Rechteckige zweigeschossige Holzbauten mit Giebeldach auf einem halbgeschossigen Sockel und maximalen Fassadenlänge von 16m bilden die Bautypologie des Kerndorfes. Leicht abgeschrägt an den Wegen stehend, prägen die Bauten den dörflichen Raum und leiten die Öffentlichkeit selbstverständlich um sich herum. Raumdefinierend sind deren Trauffassaden, Giebelfassaden setzen ortsbauliche Akzente. Umzäunte Vorgärten und stille verträumte Winkel fügen dem dörflichen Zwischenraum eine angenehme Kleinteiligkeit bei. Fassaden aus Holzschindeln und verputzte Holzbauten formen den Materialkanon.

 
 

Mit den Gebäuden der angrenzenden Grundstücke spannt das Ankunftsgebäude einen Zwischenraum auf, der direkt an den Kirchplatz angrenzt, sich jedoch nicht daran orientiert. Zwei Engstellen leiten auf diesen Raum und schliessen in gleichzeitig ab. Die Vorzone vor dem Ankunftsgebäude dient auch als öffentlicher Spielplatz bestehend aus Rondellen mit Spielgeräten, welche das Terrain zum Kindergartenweg abstufen. Die Umgebungsgestaltung auf der unteren Ebene ist ganz auf den Kita Betrieb ausgelegt. Ein befestigter, teilweise überdachter Platz zwischen den Bauten dient den fahrenden und rollenden Spielgeräten. Die nach Südosten abfallende Wiese bleibt unbebaut und schafft einen Übergang zum Landschaftsraum. Der Entwurf versteht sich als typologische Weiterentwicklung der dörflichen Bauten. Traufständige ein- und zweigeschossige Bauten, leicht zueinander schräg gestellt definieren den Zwischenraum. Ein Dach überspannt die Freitreppe und den unteren Hofraum und ermöglicht eine trockene Verbindung der Bauten untereinander. Die Gruppenräume mit den anschliessenden Nebenräumen definieren die Grundrissstruktur wie auch die Fassadenstruktur. Im Kitageschoss sind alle vier Gruppenräume um den Hof organisiert. Im Obergeschoss wird die Grundrissstruktur mit der Ankunft und dem Büro, den Mitarbeiterräumen, der Küche sowie die beiden Sälen übernommen und angepasst. Jede Nutzung auf jeder Ebene hat einen separaten Eingang, welcher über den dörflichen Zwischenraum erschlossen ist und eine flexible, räumlich und zeitlich voneinander unabhängige Nutzung der Einheiten zulässt.

Tragende Aussenwände und die eine tragende Innenwand ermöglichen eine statisch effiziente Konstruktion mit kurzen Spannweiten. Als tragende Elemente wird hauptsächlich unverleimtes Holz eingesetzt. Stützen werden in Vollholz, Wände, Decken und Dächer aus Brettstapel erstellt. Wände und Dächer werden mit Buchendübel verbunden. Die Element-Verbindungen werden hauptsächlich in Holz erstellt, was dank heutiger CNC-Fertigungstechniken möglich ist. Auf Leim, Schrauben, Nägel und Folien kann somit mehrheitlich verzichtet werden. Konstruktiver Holzschutz schützt die unverkleideten Holzelemente vor Witterungseinflüssen und dichtet zugleich gegen Wind ab. Die Konstruktionsweise bestimmt den architektonischen Ausdruck der Bauten.

Der Raum zwischen den Bauten wird von einem Dach überspannt, welches mittels transluzenter Photovoltaik-Elementen zum Kraftwerk wird und somit auch als didaktisches Element verstanden werden kann. Das Gefälle der Dachflächen ist so gelegt, dass das Wasser in die dafür vorgesehene Fassung im Hof plätschert. Als Element dient dieser Brunnen der dörflichen Lesbarkeit dieses Ortes. Neben der kompletten Recyclierbarkeit der tragenden Konstruktion soll auch der Eingriff in den Boden möglichst gering ausfallen. Nur das Nötigste wird betoniert und auf ein Untergeschoss wird verzichtet. Die Technik findet ebenerdig hinter der Freitreppe, die Lager und weitere Nebenräume im Dachgeschoss platz. Beheizt werden nur Aufenthaltsräume, während die ungeheizten Garderoben als Windfang den Gruppenräumen vorgesetzt sind. Auf innere Erschliessungsflächen kann mehrheitlich verzichtet werden. Die Grundrisse sind in ihrer Grösse und strengen Struktur gleichzeitig flexibel anpassbar auf künftige Umnutzungen.

 
 
 
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